Unterschiede zwischen westlicher und vedischer Astrologie
- Ella
- 28. März
- 4 Min. Lesezeit
Die Astrologie ist ein faszinierendes Gebiet, das in verschiedenen Kulturen und Traditionen weltweit eine bedeutende Rolle spielt. Besonders hervorzuheben sind die westliche und die vedische Astrologie, zwei der bekanntesten astrologischen Systeme. Beide haben gemeinsame Wurzeln, weisen jedoch bedeutende Unterschiede auf, sowohl in Bezug auf die Techniken als auch auf die philosophischen Grundlagen.
Grundlagen und Ursprung
Westliche Astrologie:
Die westliche Astrologie, die ihren Ursprung in der griechischen und babylonischen Astronomie hat, basiert auf dem sogenannten „Tropischen Zodiak“. Dieser Zodiak bezieht sich auf die Jahreszeiten und hat als Nullpunkt den Frühlingspunkt, also den Moment, in dem die Sonne den Äquator überquert (Frühjahrs-Tagundnachtgleiche). Die westliche Astrologie teilt den Himmel in zwölf Zeichen (Widder, Stier, Zwillinge usw.), die mit bestimmten Zeiträumen im Jahr verbunden sind. Die Berechnung erfolgt durch die Position der Sonne zum Zeitpunkt der Geburt einer Person, wobei die Sonnenteilung in den zwölf Zodiakzeichen verwendet wird.
Vedische Astrologie:
Die vedische Astrologie, auch Jyotish oder indische Astrologie genannt, hat ihren Ursprung in den alten vedischen Schriften Indiens. Sie verwendet den sogenannten „Siderischen Zodiak“, der die tatsächliche Position der Sterne berücksichtigt. Anders als der tropische Zodiak, der auf den Jahreszeiten basiert, orientiert sich der siderische Zodiak an den festen Sternen und deren Positionen. Die vedische Astrologie ist also präziser in Bezug auf den Himmelsraum und bezieht sich auf die Bewegung der Sterne im Verhältnis zur Erde. Daher wird in der vedischen Astrologie oft von einem „Achtergrad-Versatz“ im Vergleich zur westlichen Astrologie gesprochen – das bedeutet, dass die Positionen der Planeten im vedischen System etwa 23-24 Grad hinter denen der westlichen Astrologie liegen.

Der Mond und seine Bedeutung im Jyotish
Westliche Astrologie:
In der westlichen Astrologie ist der Mond ein wichtiger Faktor für die emotionale Verfassung eines Menschen und wird im Horoskop als ein weiterer Einfluss auf das psychologische Profil einer Person berücksichtigt. Allerdings spielt der Mond hier im Vergleich zur Sonne und den Aszendenten eine weniger dominierende Rolle, und die Stellung des Mondes wird meist eher oberflächlich betrachtet.
Vedische Astrologie:
Im Jyotish hingegen ist der Mond von zentraler Bedeutung. Der Mond repräsentiert nicht nur die Emotionen und das innere Wohlbefinden, sondern ist auch ein äusserst wichtiger Indikator für den Lebensweg einer Person. In der vedischen Astrologie wird der Mond als das zentrale Element betrachtet, das sowohl die Psyche als auch das spirituelle Wachstum beeinflusst. Eine der wichtigsten Techniken der vedischen Astrologie ist das „Dasha-System“, das die Perioden beschreibt, in denen bestimmte Planeten das Leben eines Individuums dominieren. Diese Dasha-Zyklen beginnen mit der Position des Mondes zum Zeitpunkt der Geburt und bilden eine Grundlage für die Vorhersage wichtiger Lebensereignisse.

Nakshatras: Die Mondhäuser bzw. Sternkonstellationen
Westliche Astrologie:
In der westlichen Astrologie gibt es keine direkte Entsprechung zu den Sternkonstellationen, die in der vedischen Astrologie eine bedeutende Rolle spielen. Die westliche Astrologie konzentriert sich vor allem auf die Tierkreiszeichen und deren Positionen zur Sonne, wobei sekundäre Aspekte wie der Aszendent und die Häuser hinzugezogen werden. Die genaue Position der Sterne und deren Auswirkungen auf den Lebensweg werden jedoch nicht in dem gleichen Masse berücksichtigt wie im Jyotish.
Vedische Astrologie:
Die Nakshatras sind ein unverzichtbarer Bestandteil der vedischen Astrologie. Es gibt insgesamt 27 Nakshatras (Mondhäuser), die die himmlische Sphäre in Abschnitte unterteilen und jedes dieser Mondhäuser bzw. Sternkonstellationen hat eine eigene Symbolik und Einfluss auf das Leben einer Person. Jedes Nakshatra ist mit einem bestimmten Planeten und einer Gottheit verbunden, was ihm eine einzigartige Bedeutung verleiht. Die genaue Position des Mondes in einem Nakshatra kann somit entscheidend für das Verständnis des individuellen Schicksals sein. Der Mond hat bei der Geburt einer Person eine sehr präzise Position in einem dieser Mondhäuser, und die Bedeutung dieser Position wird tiefgehend in der vedischen Astrologie analysiert.
Die Nakshatras beeinflussen nicht nur das psychologische Profil einer Person, sondern auch den Zeitpunkt und die Art von Ereignissen, die im Leben einer Person eintreten werden. Die vedische Astrologie nutzt die Nakshatras, um zu bestimmen, welche Planeten- und Dasha-Perioden besonders wirksam sind und welche karmischen Herausforderungen möglicherweise vorliegen.
Fazit
Westliche Astrologie:
Die westliche Astrologie ist ein hervorragendes Instrument, um Einsichten in psychologische und zwischenmenschliche Aspekte des Lebens zu gewinnen. Sie bietet einen umfassenden Rahmen zur Deutung des Charakters und der Lebensereignisse einer Person, jedoch bleibt sie oft bei allgemeineren Aussagen und bezieht sich hauptsächlich auf die Positionen der Sonne und der Planeten.
Vedische Astrologie:
Jyotish ist als System bekannt für seine ausserordentliche Präzision. Durch die Kombination des siderischen Zodiaks, der Nakshatras und der detaillierten Betrachtung der Mondstellung zu Beginn eines Lebens, bietet Jyotish tiefere Einblicke und genauere Vorhersagen. Es ist auch besonders effektiv bei der Analyse von Zeitzyklen, wie sie im Dasha-System vorkommen, und kann präzise Zeiträume für wichtige Ereignisse wie Heirat, Berufswechsel oder spirituelle Entwicklungen vorhersagen. Der Fokus auf die karmischen Verbindungen und die präzise Berechnung der planetarischen Einflüsse macht Jyotish zu einem der genauesten und detailliertesten astrologischen Systeme.
Obwohl sowohl die westliche als auch die vedische Astrologie auf der gleichen Idee beruhen, dass die Himmelskörper einen Einfluss auf das menschliche Leben haben, unterscheiden sie sich erheblich in ihrer Methodik und Genauigkeit. Besonders die präzise Berechnung der Planetenpositionen im siderischen Zodiak, die Rolle der Nakshatras und des Mondes sowie das Dasha-System machen die vedische Astrologie zu einem besonders detaillierten und präzisen System. Jyotish geht über oberflächliche Deutungen hinaus und berücksichtigt tiefere karmische und spirituelle Ebenen, wodurch es als das genauere und umfassendere System angesehen wird. Die westliche Astrologie ist ein wertvolles Werkzeug zur psychologischen Einsicht, während die vedische Astrologie in ihrer Präzision und spirituellen Tiefe einzigartig ist.
Quellen:
- Sachs, M. (1996). Astrologie und das Bild des Menschen: Eine psychologische Perspektive. Beltz.
- Kinsley, D. (1993). Hinduism: A Contemporary Perspective. Prentice Hall.
- Brennan, M. (2007). The Inner Sky: How to Make Wiser Choices for a More Fulfilling Life. Blue Angel.
- Buch, L. (2013). Vedische Astrologie: Weisheit und Praxis der Sterne. Verlag für Schriften zur Astrologie.
- Varahamihira (2016). Brihat Parashara Hora Shastra. Bhaktivedanta Book Trust.
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